Ärzte fahren dicke Schlitten mit Hochglanzpolitur und der Handwerker von nebenan höchstens eine gebrauchte, alte Klapperkiste. Eine Studentin fand jetzt heraus, dass am landläufigen Klischee mehr dran ist als zunächst angenommen.
Das Auto als Statussymbol, der Besserverdiener als Fahrer der lackierten Luxuskarre. Wir möchten ja keine voreiligen Schlüsse ziehen und Bücher nicht nach ihren Umschlägen beurteilen, aber wenn offizielle Zahlen unsere eigenen, insgeheim lange gehegten Klischees bestätigen, bleibt ein wenig Freude und ein kurzer “Hab ich’s doch gewusst”-Moment nicht aus.
Wirtschaftsmathematik-Studentin wertet Policen aus
Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit wertete die Studentin Hülya Yesilöz an der Hochschule in Rosenheim weit über 100.000 Kfz-Versicherungsverträge aus, die 2013 abgeschlossen wurden. Ziel der Bachelor-Arbeit war es, 65 Berufsgruppen nach ihren Automobil-Präferenzen zu betrachten und darauf basierend Gruppen (sogenannte Cluster) mit ähnlichen Vorlieben herauszuarbeiten. Dazu untersuchte sie, welchen Neupreis die Wagen hatten und wie hoch der Marktanteil von Opel, Mercedes und Fiat sich gestaltete. Aus vorangegangenen Studien wurden bei diesen Marken besonders prägnante Unterscheidungen erwartet. Darüber hinaus erforschte sie, wie alt die gekauften Fahrzeuge waren und fand dabei gängige Stereotype weitestgehend bestätigt. Einen Mercedes leisten sich laut den vorliegenden Zahlen zwei Berufsgruppen ganz besonders gern und häufig: Anwälte und Ärzte. Der Mercedes erfreut sich bei besser Verdienenden allgemein einer auffallend großen Beliebtheit. 2013 kauften ihn Gutverdiener 45% häufiger als Menschen mit durchschnittlichem Einkommen.
Teuer? Halb so wild!
Wer gibt sonst noch gerne viel Geld für seinen Schlitten aus? Unternehmensberater, Handlungsvertreter und Steuerberater. Bei diesen Berufsgruppen darf ein Neuwagen im Schnitt schon mal 30.000 Euro kosten. Das sind über 7000 Euro mehr als der Verbraucher mit Standard-Gehalt in den Kauf seines Autos investiert.
Apropos teuer: Dem Zahnarzt ist Geld nicht so wichtig. Gerne blättert er ein paar Scheinchen mehr für sein Fahrzeug hin. Dafür möchte er allerdings seinen Wagen auch mit allem möglichen Schnickschnack ausgestattet wissen. Sein Auto kostet durchschnittlich rund 13.000 Euro mehr als das des Otto-Normal-Käufers.
Dienstleister und Handwerker mögen’s pragmatisch
Verkäufer, Speditionskaufleute und ähnliche Dienstleister bevorzugen im Übrigen überdurchschnittlich häufig Wagen der Marke Opel oder Fiat. Sie sind außerdem pragmatischer: Ihr Gefährt darf ruhig knapp 2 Jahre älter sein als das im Durchschnitt eingekaufte Auto. Das hat den Vorteil, dass ihr Wagen tendenziell auch ungefähr 3700 Euro günstiger ist als das Gefährt des Nachbarn. Ähnlich entspannt gestalten sich die Autovorlieben von Schlossern, Elektroinstallateuren und Malern.
Arbeiter aus den technischen und handwerklichen Gefilden sind weder besonders extravagant in ihren Vorlieben, noch legen sie Wert darauf, sich als Sparfuchs zu verdingen. Sie bleiben bei Preis, Alter und Modell ihrer Wagen komplett im Durchschnitt.
Funfact zum Schluss: Autoverkäufer, die tagtäglich andere Menschen beim Erwerb ihres neuen Fahrzeuges beraten, greifen selbst besonders häufig zu einem Modell – dem von Ärzten und Anwälten so heiß geliebten Mercedes. Sie kaufen diesen 85% häufiger ein als der Durchschnitt. Was uns das nun verrät, sei einmal dahin gestellt.