Ob Sportwetten, Online-Poker oder Spielbanken – lange Zeit galten sämtliche Arten von Glücksspiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) als strikt verboten. Die lokale Gesetzgebung beruht auf traditionellen islamischen Grundlagen, weshalb es als vollkommen unmöglich galt, vor Ort jemals ein Casino zu eröffnen.
Genau das soll nun jedoch in absehbarer Zeit passieren und könnte damit eine komplette Kehrtwende für die Golfregion einläuten und großes Potenzial für den internationalen Tourismus bedeuten. Anders als man sicher annehmen würde, befindet sich das besagte Projekt jedoch nicht in Dubai, sondern in einem deutlich kleineren und weniger bekannten der insgesamt sieben Emirate, nämlich in Ras Al Khaymah (RAK), das nordöstlich von Dubai liegt und gerade einmal rund 345.000 Einwohner zählt.
Was es damit genau auf sich hat und welche ambitionierten Pläne die Betreiber mit diesem ersten Casino verfolgen, erklären wir hier.
Der internationale Glücksspiel-Boom ist allgegenwärtig
Dass die VAE gerade jetzt mit einer solch bahnbrechenden Neuigkeit Schlagzeilen machen, lässt sich damit erklären, dass schlichtweg die Zeit reif dafür ist. Weltweit erleben wir seit nunmehr vielen Jahren einen anhaltenden Glücksspiel-Boom. Deutschland ist mit der Neuregulierung des Glücksspiels, die im Jahr 2021 abgeschlossen wurde, manchen Ländern schon um Längen voraus.
In Deutschland hat das Spiel um Echtgeld aber ohnehin eine lange Tradition. Schon vor hunderten Jahren wurde in den ersten deutschen Spielhallen um echtes Geld gespielt oder an der Rennbahn gewettet. Heutzutage hat sich das Glücksspiel stark ins Internet verlagert, wo Anbieter von Experten getestet werden und innerhalb der Community diskutiert wird, welcher Anbieter die besten Bedingungen bietet.
Doch nicht nur die Nachfrage danach, in Online Casinos Echtgeld zu gewinnen, ist so hoch wie nie zuvor – auch landbasierte Spielbetriebe profitieren von dem deutlich gestiegenen Interesse und verdienen gutes Geld. Zudem gelten angesehene Spielbanken vielerorts als wirkungsvolle Touristenmagnete, sodass sich damit weitere Einnahmen in verwandten Branchen erzielen lassen.
Diesen Trend dürften auch die VAE längst erkannt haben, zumal sich vor allem Dubai als Aushängeschild der Emirate immer größerer Beliebtheit erfreut und im vergangenen Jahr mit rund 17,15 Millionen internationaler Besucher einen eigenen neuen Rekord aufgestellt hat. Insofern überrascht es nicht, dass auch der Nahe Osten sich hier weitere neue Einnahmequellen erschließen möchte.
Wie steht es um die Legalität von Glücksspiel in den Emiraten?
Allerdings standen diese Bemühungen lange im Widerspruch zur Verfassung, die zu großen Teilen durch den Islam geprägt ist und damit unter anderem auf dem Rechtssystem der Scharia basiert. Somit war moderner Entwicklung lange ein Riegel vorgeschoben und die Ausübung von Glücksspiel per se untersagt.
Seit einiger Zeit zeigen sich jedoch deutliche Tendenzen, die trotz der traditionellen Verwurzelung eine zunehmende Öffnung zulassen. Im Zuge dieses Wandels wurden beispielsweise bereits die Kleidervorschriften gelockert, um einen Besuch vor Ort für internationale Gäste anderer Religionen deutlich zu vereinfachen.
Auch ist in Dubai der Konsum von Alkohol inzwischen möglich und durch niedrigere Steuersätze sogar vergleichsweise günstig. Das Angebot von Roulette und Black Jack könnte nun einen weiteren Schritt in diese Richtung darstellen, mit dem gleichzeitig weitere wirtschaftliche Weichen für die Zukunft gestellt und Investoren angezogen werden.
Eine eigene Glücksspiel-Behörde öffnet neue Wege
Wenngleich von einer offiziellen Gesetzesänderung bis dato nichts bekannt wurde, so lässt sich doch darauf schließen, dass dies nur noch eine Frage der Zeit ist. Schließlich wurde mit der Gründung einer eigenen Glücksspiel-Behörde im September 2023 bereits ein recht eindeutiges Zeichen dahingehend gesetzt.
Die sogenannte General Commercial Gaming Regulatory Authority (GCGRA) hat sich zur Aufgabe gemacht, das Glücksspiel in den VAE mithilfe spezieller Richtlinien zu koordinieren und zu regulieren. Unter der Vorgabe hoher Qualitätsstandards sollen eigene Lizenzen vergeben und deren Einhaltung penibel überwacht werden. Darüber hinaus trägt die GCGRA die Verantwortung für den kommerziellen Ausbau des Glücksspiels innerhalb der VAE.
In diesem Zusammenhang ist auch die Rede davon, dass unter ihrer Mitwirkung sogar eine staatliche Lotterie ins Leben gerufen werden könnte, was ebenfalls einen weiteren Meilenstein darstellen würde. Parallel ist seitens der Regierung von Ras Al Khaymah das Department of Entertainment and Gaming Regulation eingerichtet worden, dass sich um die steuerliche Abwicklung, operative Prozesse sowie die Sicherheit der Casinogäste kümmern soll.
Neue Einnahmequellen durch Glücksspielbetrieb
Eine Region, deren wirtschaftlicher Wohlstand in erster Linie auf reichhaltigen Ölvorkommen beruht, muss sich heutzutage etwas breiter aufstellen, um zusätzliche Märkte zu erschließen. Das ist auch im Falle der VAE nicht anders, weshalb der Tourismus als Zugpferd weiter ausgebaut werden soll.
Eine weitere wirtschaftliche Säule ist das Geschäft mit Luxusimmobilien, weshalb immer mehr namhafte Bauunternehmer vor Ort vertreten sind. Praktischerweise gehen diese Branchen wunderbar Hand in Hand.
Gleichzeitig wird eine sehr wohlhabende Zielgruppe angezogen, die den Umsatz in den angeschlossenen Hotelanlagen, Restaurants und Shopping-Malls ebenfalls ankurbeln wird. Für alle sieben der VAE – namentlich Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Ajman, Ras Al Khaymah, Umm al-Qaiwain und Fujairah – ergeben sich damit sehr vielversprechende Aussichten.
Das Wynn Marjan als Vorzeigeobjekt
Ganz konkret soll das Wynn Marjan als erstes Casino im Jahr 2026 seine Pforten öffnen, wenngleich andere Quellen davon sprechen, dass der Startschuss noch bis 2027 dauern könnte. Vermutlich steht und fällt alles mit dem Baufortschritt des Mammutprojektes. Es entsteht als Teil einer Luxushotelanlage auf der künstlichen Insel Al Marjan im Persischen Golf direkt vor der gleichnamigen Hauptstadt des Emirats Ras Al Khaymah und damit gerade einmal eine Stunde von Dubai und dem weltbekannten Burj Khalifa entfernt.
Der riesige Hotelkomplex soll neben 1500 Zimmern und einem angeschlossenen Konferenz- und Einkaufszentrum, eigenem Spa und Restaurant-Komplex sowie weiteren Annehmlichkeiten als Herzstück ein 18500 Quadratmeter umfassendes Casino erhalten, das damit das größte seiner Art weltweit darstellen wird.
Betreiber des Ganzen ist kein geringerer als das Unternehmen Wynn Resorts, das mit seinen bekannten Wynn Casinos in Las Vegas und Macao bereits sehr erfolgreich unterwegs ist.
Welche weiteren Entwicklungen sind zu erwarten?
Offenbar wurde Wynn Resorts die Genehmigung der Regierungsbehörde bereits erteilt. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich schnell Nachahmer finden werden, die ebenfalls ihr Stück vom Kuchen abhaben möchten. Es wird sich damit wohl sehr wahrscheinlich ein ziemlicher Wettbewerb unter anderen weltweit agierenden Casinogruppen entpuppen. Spekulationen über ähnliche Projekte in Dubai kursieren bereits, was Bauriesen wie Immobilieninvestoren gleichermaßen interessieren dürfte.
Wie gut das Casino-Business in RAK währenddessen anläuft, wird die Zeit zeigen. Spannend bleibt zudem, ob sich durch diesen Vorstoß in Kürze weitere Lockerungen der Gesetzgebung ergeben und wie sich diese konkret auf die internationalen Beziehungen und die VAE als Tourismusziel auswirken werden.