Das moderne Auto bringt Einiges an Equipment mit sich: Es verfügt über Kameras, diverse Sensoren und sogar Scanner. Bisher kann es aber trotz des ganzen Zubehörs noch nicht sonderlich weit um die Ecke oder nach vorne schauen. Das könnte sich aber bald ändern.

Moderne Autos nehmen vieles wahr und verhalten sich in Maßen sogar richtig clever. Kameras zeichnen Bilder auf, Sensoren am Wagen liefern Messdaten. Das Auto erkennt mühelos, wer vor oder gar hinter ihm fährt, registriert Fußgänger auf der Straße und erkennt, ob der Mensch am Lenkrad die Spur verlässt. Radarsysteme kümmern sich um nahezu automatisches Beschleunigen oder Bremsen.

Eine entscheidende Schwäche allerdings bleibt. Große Entfernungen sind schwierig bis kaum zu verarbeiten. Keiner der heute üblichen Sensoren erkennt, was einen knappen Kilometer weiter vorn stattfindet oder welche Gefahren womöglich hinter der nächsten Kurve lauern.

Fahrzeugtechnik ist bereit

NXP, ein Chiphersteller aus den Niederlanden, Siemens und der australische WLAN-Spezialist Cohda Wireless haben ein Ziel: Dieses Problem zusammen mit den Autoherstellern aus dem Weg räumen. Es scheitere keinesfalls an der Technik, heißt es von Verantwortlichen der Technologie-Unternehmen. Es könne gleich morgen losgehen. Die Regierung sei jedoch am Zug.

Um möglichst viele Anwendungsbereiche abdecken zu können, benötigt man eine leistungsstarke Infrastruktur. Ein Bereich, der in die Verantwortung der Politiker fällt. Es braucht intelligente Ampeln, Brücken und Schilder, die mit Sendern ausgestattet sind und den Wagen auf diese Weise adäquate Signale senden können. Fachleute nennen das Car-to-X-Kommunikation. Auf diesem Wege könnten auch Informationen über Geschwindigkeitsbegrenzungen präziser in die Autos gelangen. Es gibt zwar schon kamerabasierte Erkennungssysteme für Verkehrszeichen, doch die Trefferquoten sind noch verbesserungswürdig.

Niedrigerer Treibstoffverbrauch

Damit die Autos die Signale verarbeiten können, brauchen sie spezielle WLAN-Boxen mit mehreren Kilometern Reichweite, die als Empfänger fungieren. Zusätzlich zur Car-to-X-Kommunikation können sich die Autos dann auch untereinander austauschen (Car-to-Car). Nun wird das Ganze erst richtig spannend: Rast ein Fahrzeug beispielsweise trotz roter Ampel über eine Kreuzung, werden Verkehrsteilnehmer auf der anderen Seite blitzschnell darüber informiert. Nähert sich der Wagen dem Ende eines Staus, wird der im Fahrzeug verbaute Empfänger darüber informiert und meldet es dem Fahrer.

Die Antwort des Autos auf die Info kann variieren und simpel oder komplex ausfallen. Denkbar wäre ein Warnsignal oder ein automatisches Abbremsen, um eine Kollision zu verhindern oder deutlich abzuschwächen. Auffahrunfälle ließen sich mit dieser Fahrzeugtechnik nahezu vollständig abschaffen.

Sicherheit ist das Eine, die neue Technik dient auch der Effizienz. Ist die Leistungsverwaltung der Autos stets über die Schaltungen der Ampeln im Bilde, kann der Betrieb optimal gesteuert werden. Das macht sich spätestens an der Tankstelle bezahlt. Eine weite Verbreitung dieser Features ist wünschenswert und möglich. Insider schätzen, dass entsprechende Features bereits ab 2016 in den Optionenlisten der Hersteller auftauchen. Allerdings werden sie zunächst eher nicht für Basismodelle verfügbar sein.

Die Bundesregierung zeigt ebenfalls Interesse für die Thematik. Gemeinsam mit den Österreich und den Niederlanden soll nächstes Jahr ein Testprojekt anlaufen in Form einer 1.300 Kilometer langen Probestrecke von Rotterdam über Frankfurt nach Wien. Zusätzlich zur Installation der ausschlaggebenden Straßeninfrastruktur sollen mehrere Tausend Autos mit der Car-to-Car-Technologie ausgestattet werden, um Daten aus der Praxis zu sammeln.