Horrido: Ein Jagd-Trip für Auslandsjäger von der Ostsee bis zum Balaton


Horrido: Ein Jagd-Trip für Auslandsjäger von der Ostsee bis zum Balaton

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Es ist ja nun wirklich schön, in Deutschland als Jagdscheininhaber Pächter oder gar Eigenjagdbesitzer zu sein. Aber sind wir ehrlich: Irgendwann kennt man selbst das ausgedehnteste heimische Revier wie seine Westentasche, könnte jeden Einstand mit verbundenen Augen ansteuern und kennt die Lage jedes Kieselsteinchens auf dem Wechsel. Wenn es mal soweit ist, wird es Zeit, sich in anderen Revieren mal wieder etwas Appetit zu holen. Für den folgenden Artikel haben wir unseren Blick dabei nach Osten gerichtet und zeigen die vielleicht schönsten Reviere, die jenseits der Oder-Neiße-Grenze von Ostsee bis Balaton warten – und auch, was es dort zu bejagen gibt.

1. Polens nordöstliche Ecke

Das Gebiet zwischen der Masurischen Seenplatte, der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad und der Ostsee gehört zu den wildesten und vielleicht schönsten Landschaften ganz Europas – und ist schon seit der Zeit, als hier noch die preußischen Farben Schwarz und Weiß wehten, als absolut exquisites Jagdrevier bekannt30236 2) waldiwkl Pixabay

Es liegt nicht nur an der schieren Weite des Gebiets, sondern auch der Vorgehensweise der polnischen Staatsgüter bzw. den Forstdirektionen, dass hier Stücke von in Deutschland fast unbekannter Größe heranwachsen können. Fünf bis zwanzigtausend Hektar umfassen die Reviere und so mancher Waidmann, der dort sein Auslands-Jagdvergnügen suchte, kam mit einem Lebensbock nachhause, wie er ihn hier niemals angetroffen hätte. In dieser Ecke Polens sind die hauptsächlich vorgefundenen Arten:

  • Rehwild (E100 >1000J)
  • Rotwild (E100 >2000J, >7mm)
  • Schwarzwild

In einigen Revieren, die allerdings weiter in Richtung Polens Westgrenze liegen, gibt es zudem die legale Möglichkeit, auf die bei uns ganzjährig geschonten Wisente anzulegen.

Wer sich die Planung sparen möchte, kann über diverse Jagdreisebüros die Umstände klären. Sparsamer, wenngleich sprachlich natürlich hürdenreicher, ist es, sich direkt mit Polens Jagdverband in Verbindung zu setzen. Allerdings benötigen ausländische Jäger zwingend eine von einem autorisierten Anbieter ausgestellte Jagderlaubnis

Wichtig: Ob der Weite und Wegelosigkeit der Gebiete ist es unabdingbar, nur auf entsprechend wildnistaugliche Ausrüstung zu vertrauen. Mitunter müssen dort ungewohnt weite Wege zu Fuß absolviert werden. Und obwohl in Polen nicht vorgeschrieben, sei zudem dringend die Verwendung großflächiger Kleidung in Signalorange („Blazing Orange“) angeraten – ein einfaches Hutband in dieser Farbe reicht nicht aus.

 

2. Europas Muffelwild-Land: Tschechien

  Das Muffelwild. Auch wenn vom Mufflon in der Bundesrepublik alljährlich alljährlich einige Tausend Stücke erlegt werden, gilt Ovis ammon musimon doch als eines der selteneren hierzulande bejagten Tiere – die Gesamtpopulation beträgt nach fachlichen Schätzungen weit weniger als 10.000 Stück. Populationen sind oft nur wenige Tiere stark,  in vielen Revieren kommen sie auch gar nicht vor. Allein Rheinland-Pfalz und Thüringen machen alljährlich schon um die 40 Prozent der Gesamtstrecke aus. 30236 3) Capri23auto Pixabay

Auf der anderen Seite gibt es mit Tschechien jedoch ein Land, in dem die Muffel-Population nicht nur ungleich homogener verteilt ist, sondern auch noch wesentlich stärker: 20- bis 25.000 Tiere, so lauten konservative Schätzungen, leben hier. Und immer wieder wird berichtet, dass in dem Land, dessen Fläche gerade mal ein Viertel der Deutschlands beträgt, die höchste Trophäenqualität erzielt wird.

Zudem dauert die tschechische Muffelwildsaison auch ähnlich lange wie die bei uns: Die Saison für Widder und Schafe beginnt bereits am ersten August und dauert bis zum Jahresende an – auf Lämmer dauert der Ansitz sogar bis Ende März. Der einfachste Weg, als Deutscher in diesem Muffelwild-Paradies seiner Passion nachzugehen, ist, sich von einem tschechischen Jagdverband einladen zu lassen. Dieser benötigt den deutschen Jagdschein und Personalausweis in Kopie und stellt damit eine tschechische Erlaubnis aus und die zwingend erforderliche Jagdversicherung. Es gelten zudem die tschechischen Regelungen bezüglich des Waffenrechts.

Wichtig: Jüngst wurde bekannt, dass in Tschechien die Schweinepest angekommen ist, es wurden sechs Stück verendetes Schwarzwild aufgefunden. Von Jagden auf dieses Wild ist also derzeit abzuraten.

3. Traumhaftes Ungarn

Im Herzen des Karpaten-Hufeisens und somit einer der ursprünglichsten Naturregionen Europas gelegen, sollte man glauben, dass Ungarn bei den deutschen Waidmännern einen sehr guten Ruf hat. Tatsächlich ist das Land jedoch ein weißer Fleck auf der Karte vieler Jäger, was teilweise auch daran liegt, dass es nicht direkt an Deutschland angrenzt und viele Legalwaffenbesitzer die Querelen scheuen, die sich aus dieser mehrfachen Grenzübertretung ergeben.

Allerdings muss es das nicht: Sowohl Österreich wie Tschechien und die Slowakei haben vergleichsweise harmlose Regularien, sofern es nur um den durchreisenden Transport von Waffen geht. Im Zweifelsfall löst ein europäischer Feuerwaffenpass sowie die getrennte und nicht zugriffsbereite Unterbringung von Waffe, Munition und Verschluss sämtliche Probleme.

Denn es lohnt sich wirklich: Ungarn steckt voll von einer Menge erstklassiger Jagdreviere. Dazu hat das Land ein sehr modernes, sinnvoll in beide Richtungen regulierendes Jagdgesetz. Und es gehört zu den wenigen EU-Ländern, in denen auch die Bogenjagd erlaubt ist.

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Und vor allem im Bereich des Hochwilds kann Ungarn für sich in Anspruch zu nehmen, einige der schönsten Stücke Europas hervorgebracht zu haben. Insgesamt sieht die Wildverteilung folgendermaßen aus:

  • Mittel-Transdanubien westlich der Donau: Generell Hoch- und Niederwild
  • West-Transdanubien kann mit imposanten Rotwildbeständen aufwarten
  • Süd-Transdanubien: Rot- und Damwild
  • Große ungarische Tiefebene (der östliche Landesteil) beeindruckt vor allem mit sehr viel Niederwild

Interessant sind dabei vor allem die zahlreichen Seen des Landes, die als Traumrevier für die Jagd auf Wasserwild gelten. Einige Regeln bezüglich der Waffengesetze:

  • Waffen-Mindestlänge 45cm
  • Hochwild darf nur mit Büchsen und E100 >2500J bejagt werden
  • Flinten dürfen nur zur Niederwildjagd und zur Schwarzwildjagd verwendet werden
  • Bogenjagd ist auf Rot-, Dam-, Muffel-, Reh- sowie Schwarzwild gestattet. Es gibt keine Begrenzungen der Bogen-Bauart

Wichtig: In Ungarn ist es verboten, Schüsse auf flüchtiges Hochwild abzugeben. Angeschweißtes Wild ist allerdings davon ausgenommen.

 

 

Bildquellen:

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