Gedanken lesen: die Fähigkeit hätte zwischenzeitlich jeder von uns gerne. Ganz so talentiert wird zwar auch das Auto der Zukunft nicht sein, aber mit Hilfe neuer Technologien sollen Autos ihrem Besitzer schon bald einen erheblichen Teil der Denkarbeit abnehmen.
Ein Tag im Auto der Zukunft
Sie steigen in Ihren Wagen. Er schlägt Ihnen prompt das richtige Ziel vor, stellt die Fahrerkabine auf die von Ihnen bevorzugte Temperatur und schaltet Ihren Lieblingsradiosender ein. Alles automatisch. Nanu? Haben Sie nicht etwas vergessen? Das Auto bemerkt, dass Ihre Aktentasche heute nicht dabei ist und fragt charmant nach, ob nicht vielleicht etwas fehlt. Durch die kleine Verzögerung mit der Tasche werden Sie es nicht pünktlich zu dem 9:00-Meeting schaffen. Kein Problem, Ihr Auto verlegt den Termin um ein Viertelstündchen nach hinten. Von selbst!
Montag morgens auf dem Weg zur Arbeit telefonieren Sie außerdeme gerne mit Ihrer Schwester. Auch das weiß Ihr Auto. Es schlägt Ihnen daher vor, doch Kathrins Nummer zu wählen.
So ähnlich kann das Fahrerlebnis der Zukunft aussehen. Die Automobilindustrie feilt am lernfähigen Auto, das Einstellungen nach Gepflogenheiten seines Fahrers vornimmt. Die Technik ist im Ausnahmefall sogar in der Lage, die Steuerung des Wagens zu übernehmen.
Den Kopf frei für Wichtiges
Die im Fahrzeug integrierten Technologien sollen über Wochen hinweg genau die Routinen und Vorlieben der Wageninsassen studieren und sich schließlich automatisch auf diese einstellen. Das nennt sich „Predictive User Interface“, wie Kal Mos von Daimler erklärt. Das System soll einem digitalen Freund oder Butler ähneln, der Wünsche schon erfüllt, bevor sie dem Fahrer bewusst werden. Vorteil: Der Fahrer muss nicht permanent am Radio oder dem Temperaturregler schalten und drehen oder sich über das Navigationssystem, anstehende Termine oder die Freisprechanlage Gedanken machen. Er kann sich so wesentlich besser auf den Verkehr konzentrieren.
Die technische Herausforderung ist groß: Das Auto muss über tägliche Routinen hinaus die Zugriffe auf das Smartphone auswerten können und so auf entsprechend wahrscheinliche Nagivationsziele schlussfolgern, erklären Entwickler. Es muss in der Lage sein, den Verkehr zu beobachten und die Termine im Büro abhängig von der voraussichtlichen Ankunftszeit organisieren.
Pluspunkt für Optik und Sicherheit
Automobil-Designer sehen in diesem Zusammenhang einen großen Vorteil für die Optik: Was das Auto von selbst reguliert, benötigt keine Schalter und Drehregler mehr. So lässt sich das Fahrer-Cockpit aufgeräumt und übersichtlich gestalten.
Damit noch nicht genug, kann die Technik sogar noch einen Schritt weiter denken. Kennt das Auto die Gewohnheiten und das Verhalten seines Fahrers, registriert es auch ungewöhnliches und irrationales Benehmen. Hier liegt dann womöglich nahe, dass der Fahrzeughalter betrunken ist oder unter Fieber leidet oder irgendwie anderweitig abgelenkt ist. Im Zweifelsfall übernimmt der Auto-Butler dann sogar das Steuer, um die Sicherheit der Fahrzeuginsassen zu gewährleisten.
Gut gemeinte, vorausschauende Unterstützung des Fahrers hin oder her, wer sich von seinem Wagen nicht dauer-bevormundet fühlen möchte, wird eines auch beim Auto der Zukunft nicht vermissen müssen: Den Abschalten-Knopf.