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Spätestens wenn die Tage kürzer und dunkler werden, dürfte auch begeisterten Motorradfahrern klar werden, dass sich die Saison zum Ende neigt. Von November bis einschließlich Februar ist an den Ausritt auf dem Zweirad meist kaum zu denken. Damit die Maschine während dieses Zeitraumes keinen Schaden nimmt, sollten Sie einige Dinge berücksichtigen.
Ölwechsel vor dem Saisonende durchführen
Ideal ist es, wenn Sie vor dem Saisonende noch den obligatorischen, meist ohnehin jährlich fälligen Ölwechsel durchführen können. Der Grund: Im Öl lagern sich Verbrennungsrückstände ab, die die Dichtungen im Motor angreifen und etwaige Undichtigkeiten hervorrufen können. Vor allem bei Motorrädern, die viel auf Kurzstrecke oder im Stadtverkehr bewegt worden sind, wird sich auch ein gewisser Wasseranteil im Öl angesammelt haben, der bei längerer Standzeit Korrosion hervorrufen kann. Insbesondere ältere Maschinen sind davon betroffen, frisches Öl vor dem Winter schafft hierbei Abhilfe.
Insektenreste schonend entfernen
Ebenso sollte eine umfangreiche und gründliche Reinigung nicht fehlen: Insektenreste schaden bekanntermaßen dem Lack; Sie sollten ihnen also keine Gelegenheit bieten, über Monate hinweg einwirken zu können. Grundsätzlich bieten sich zwei Reinigungsmethoden an: Entweder kann den Fliegenresten mit einem entsprechend scharfen Reiniger zu Leibe gerückt werden, oder der Dreck wird über Nacht eingeweicht, wofür sich ein weiches, in Wasser getränktes Tuch anbietet. Letztere Variante schont Lack und Umwelt gleichermaßen und ist deshalb vorzuziehen. Ohnehin darf die Reinigung mit entsprechenden Chemikalien nur an einem dafür vorgesehenem Waschplatz mit Wasserabscheider vorgenommen werden. Wenn Ihr Motorrad auf dem Weg dorthin Betriebstemperatur erreicht, sollten Sie heiße Bauteile wie Auspuffanlage, Motor und Kühlsystem zunächst einige Zeit abkühlen lassen. Der Grund: Einige Reiniger neigen dazu, sich bei großer Hitze einzubrennen. Die entstehenden, unschönen Flecken lassen sich nicht mehr ohne weiteres entfernen.
Mühevoll: Handwäsche vor Hochdruckreiniger
Bei der Wäsche selbst sollten Sie darauf achten, viel Wasser und einen weichen Schwamm zu verwenden. Ansonsten besteht das Risiko, dass der Dreck wie Schleifpapier wirkt und unschöne Kratzer entstehen lässt. So komfortabel die Anwendung auch ist: Auf einen Hochdruckreiniger verzichten Sie besser. Denn egal ob es sich um Rad- , Schwingen- oder Lenkkopflager sowie die Kette handelt, die Schmierung reagiert empfindlich auf den hohen Wasserdruck. Ein Nachfetten ist bei den Fahrwerkslagern zwar möglich, aber mit einem erheblichen Demontageaufwand verbunden. Zudem sind die elektrischen Bauteile und Verbindungen vor dem immensen Wasserdruck nicht geschützt.
Mit Korrosionsschutz gegen Feuchtigkeit
Außerdem hat die Handwäsche einen entscheidenden Vorteil: Sie begutachten Ihre Maschine gezwungenermaßen noch einmal ganz genau. Eine schadhafte Stelle im Lack oder eine fehlende Schraube wird somit leicht entdeckt. Diese Gründlichkeit sollten Sie vor allem auch beim anschließenden Abledern an den Tag legen. Besonders in engen Ritzen bleibt ansonsten gerne Feuchtigkeit zurück, was aber in jedem Fall vermieden werden muss. Denn wird das Motorrad anschließend in der Garage abgestellt, ist wegen der fehlenden Luftzirkulation mit einer schnellen Trocknung nicht zu rechnen – viel eher setzt die Maschine Rost an. Im Gegensatz zum Pkw sind viele äußerlich sichtbare Schrauben verbaut, die in der Regel nicht eloxiert sind und der Korrosion wenig entgegenzusetzen haben. Steht Ihnen ein Kompressor zur Verfügung, können Sie diese Stellen auch mit Druckluft ausblasen. Wenn Sie das Motorrad in einer schlecht belüfteten Garage abstellen, kann auch eine zusätzliche Vorsorge durch ein Korrosionsschutzöl nicht schaden. Entsprechende Pflegemittel sind im Fachhandel erhältlich und bilden einen wachsartigen Schutzfilm, der sich im Frühjahr leicht auspolieren lässt.
Volltanken nicht vergessen
Aus technischer Sicht bleibt für den Winterschlaf nicht mehr viel zu tun: Die Reifen sollten mit einem Überdruck befüllt werden, der die Werksvorgabe um etwa 0,3 Bar überschreitet. Damit gleichen Sie den Druckverlust über die Standzeit bereits im Vorfeld aus und vermeiden Standplatten. Sofern vorhanden, stellen Sie die Maschine auf dem Hauptständer ab, womit Sie eine punktuelle Dauerbelastung vermeiden. Ist an dem Abstellplatz mit Temperaturen unter dem Gerfrierpunkt nicht zu rechnen, kann die Batterie eingebaut bleiben. Etwa alle vier bis sechs Wochen ist ein Nachladen allerdings zu empfehlen. Ebenso obligatorisch ist das Volltanken. Ansonsten kann das sich bildende Kondenswasser im Inneren des Tanks für den gefürchteten Rost sorgen, der Einspritzpumpen wie Vergaser gleichermaßen lahmlegen kann. Steht Ihnen keine Garage zur Verfügung, sollten Sie in eine hochwertige Plane investieren, die sowohl wasserdicht als auch atmungsaktiv ist. Werden diese Tipps berücksichtigt, steht einem reibungslosen Saisonstart im nächsten Frühjahr nichts mehr im Wege.